Podcasts der Bundesrechtsanwaltskammer

Masters of the Universe - Traumjob ReFa

Podcast vom 14.05.2021:

In diesen Podcast wird mit verstaubten Klischees aufgeräumt. Wie vielseitig der Beruf tatsächlich ist, wie selbständig und eigenverantwortlich man arbeitet, welche spannenden Probleme täglich zu lösen sind und welche Karrierechancen sich bieten, wird ebenso besprochen wie die Ausbildung selbst, also was man denn so alles lernt.

Frau Rechtsanwältin Stephanie Beyrich, Geschäftsführerin und Pressesprecherin der Bundesrechtsanwaltskammer, unterhält sich in diesem Podcast mit einer Auszubildenden, einem Berufsschullehrer und einer Rechtsfachwirtin, die gerade ihren Master macht.

ReFa? Männersache!

Podcast vom 16.07.2021:

In diesem Podcast widmet sich Frau RAin Stephanie Beyrich dem Berufsbild ReFa gleich noch einmal … allerdings aus rein männlicher Sicht. Noch immer sind Männer in diesem Ausbildungsberuf dramatisch in der Unterzahl. Warum ist das so? Ist ReFa nichts für „echte Kerle“? Oder ist der Ausbildungsberuf einfach mit dem Vorurteil behaftet, dass ReFa nur sein kann, wer dem vermeintlich zarten Geschlecht angehört? Glaubt man immer noch, dass ReFas den ganzen Tag in Bleistiftrock und Pumps herumstöckeln? Ist es Zeit für ein Umdenken? Warum ReFa auch ein Ausbildungsberuf für Männer ist und welche spannenden Aufgaben täglich zu bewältigen sind, darüber spricht sie mit Christoph Rademacher aus der Kanzlei Bird & Bird in Düsseldorf, Rechtsanwaltsfachangestellter und angehender Rechtsfachwirt, sowie Dieter Schüll aus der Kanzlei Kreutzer & Kreuzau, ebenfalls Düsseldorf, auf Zwangsvollstreckung spezialisierter Bürovorsteher und Dozent. Und sie sprechen über recht haben, Stimmung in der Bude, Rettungsdienste, Enkelkinder und darüber, dass „et kütt wie et kütt“.

Berufsbild

Rechtsanwaltsfachangestellte/r


Das erwartet die/den Fachangestellte/n:

  • anspruchsvolle Aufgaben
  • Durchblick
  • abwechslungsreiche Tätigkeit
  • Kontakte mit Menschen

Das sollte sie/er mitbringen:

  • Beherrschung der deutschen Sprache in Wort und Schrift
  • logisches Denken
  • Verantwortungsbereitschaft
  • Organisationstalent
  • Freude am Umgang mit Menschen
  • Flexibilität
  • keine Angst vor Stresssituationen

Aussichten:

  • ein zukunftssicherer Arbeitsplatz
  • ordentliche Verdienstmöglichkeiten

 

Berufsalltag

Was viele nicht wissen, hinter dieser langen Fachbezeichnung steckt ein abwechslungsreicher und vielseitiger Job. Wie der Name schon sagt, besteht die Hauptaufgabe darin, dem Rechtsanwalt bei seiner Tätigkeit zu helfen und ihn zu entlasten. Kurz gesagt: Er ist die rechte Hand des Rechtsanwalts oder der Rechtsanwältin. Rechtsanwalt und Rechtsanwaltsfachangestellte sind ein Team, das Hand in Hand arbeitet.

Der Rechtsanwaltsfachangestellte managt die gesamte Büroorganisation. Er verwaltet selbständig Termine, erledigt den Schriftverkehr, führt die Fristenverwaltung und hat viel Kontakt mit anderen Menschen; das sind sehr verantwortungsvolle Aufgaben, denn es geht dabei immer um die Interessen und das Wohl der Mandanten.

Erfahrene Rechtsanwaltsfachangestellte bearbeiten selbständig die Kostenrechnungen, das Mahn- und Vollstreckungswesen. Der freundliche und einfühlsame Umgang mit Mandanten gehört dazu, wie der Einsatz moderner EDV. Und wenn es einmal turbulent wird, dann heißt es einen kühlen Kopf bewahren und alles im Griff behalten. Langeweile kommt da bestimmt nicht auf.

Chancen

Übrigens - wer diesen Beruf heute erlernt, hat auch in Zukunft gute Karten. Wegen der vielseitigen und qualifizierten Ausbildung sind gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte auch bei anderen Arbeitgebern, z. B. kaufmännischen Betrieben, Banken und Versicherungen sehr begehrt.

Fortbildungsmöglichkeiten bestehen in mehreren Richtungen, z. B. zum Gepr. Rechtsfachwirt/in.

Hinweis 

Unter  www.recht-clever.info  finden sich neben interessanten Informationen um den Ausbildungsberuf die wichtigsten Materialien zum Herunterladen.

In unserer Broschüre "Bock auf Recht" haben wir die wichtigsten Informationen nochmals zusammengefasst.

Unseren Ausbildungsflyer findet Ihr hier.

Rechtsanwaltsfachangestellte – Stützen der Anwaltskanzleien

Rechtsanwalt Uwe J. Scherf, Solingen

Allgemeines

Qualität und Effizienz einer Anwaltskanzlei hängen in nicht unerheblichem Maße vom Können und der Zuverlässigkeit der Rechtsanwaltsfachangestellten oder - wie sie früher bezeichnet wurden - von den Rechtsanwaltsgehilfinnen ab. Klischeehaft werden sie in vielen Fernsehsendungen als das überflüssige Anhängsel der Anwaltskanzlei dargestellt; gezeigt werden Frauen, die nur in der Lage sind, Kaffee zu kochen, Götterspeise aufzutischen und allenfalls ein paar Zeilen auf der alten Schreibmaschine zu tippen. Die Aufgaben einer Rechtsanwaltsfachangestellten sind völlig anders als in diesen Serien dargestellt und derart vielfältig, dass es ausgeschlossen ist, alle Teilaspekte ihres Wirkens als Assistentin des Rechtsanwalts mit kurzen Worten darzustellen.

Kein Bürotag einer Rechtsanwaltsfachangestellten wird mit einem anderen vergleichbar sein. Einen Büroalltag gibt es nicht. Ziel ihrer Arbeit muss es immer sein zu helfen, den vom Mandanten an den Rechtsanwalt gegebenen Auftrag schnell zu erledigen. Der Aufgabenbereich wächst dabei - nicht zuletzt durch die neue Technik - ständig.

Die Zahl der Rechtsanwälte ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Derzeit sind etwa 110.800 "Vertreter in allen Rechtsangelegenheiten" zugelassen. Die Zahl der Rechtsanwaltsfachangestellten hat in dieser Zeit aber nicht die gleiche Entwicklung durchlaufen. Etwa 140.000 werden derzeit von Rechtsanwälten beschäftigt.

Aufgaben der Rechtsanwaltsfachangestellten

Die Rechtsanwaltsfachangestellte am Empfang einer Kanzlei ist meist die erste Kontaktperson des Rechtsuchenden mit dem Anwaltsbüro. Sie übernimmt in der Regel neben dem Bedienen der Telefon- und Faxanlage - Annehmen der Gespräche und ggf. Weiterleitung an den richtigen Gesprächspartner, Vereinbarung von Terminen - auch das persönliche Begrüßen der zu einem Gesprächstermin erschienenen Mandanten und die Betreuung während der Wartezeit. Sprachliche und kultivierte Umgangsformen sind selbstverständlich. Darüber hinaus ist sie auch für das Sortieren der eingehenden und das Bearbeiten der ausgehenden Post zuständig.

Das Schreiben der Diktate - der Stenoblock gehört meist der Vergangenheit an - erledigt die Rechtsanwaltsfachangestellte heutzutage an modernen Schreibmaschinen oder am PC. Die heutige Bürokommunikationstechnik hilft ihr, ständig wiederkehrende Arten von Schreiben, unter anderem mit gespeicherten Textbausteinen, leicht zu erledigen und optisch ansprechend zu gestalten. Das Interesse der Mitarbeiterin am Beruf hilft ihr, juristische Sachverhalte beim Schreiben der Korrespondenz zu verstehen. Unabdingbar ist der sichere Umgang mit der deutschen Sprache.

Viele der Rechtsanwaltsfachangestellten (etwa 1,5 kommen rein rechnerisch auf jeden Anwalt) arbeiten in bestimmten Bereichen selbständig: Aktenwiedervorlage, Fristeneintragung und -überprüfung, Formularverwaltung, Registerführung, Kurzkorrespondenz, Beantragung der Mahn- und Vollstreckungsbescheide, Erstellen von Kostenrechnungen, Vorbereitung der Zwangsvollstreckungsmaßnahmen, Feststellung des Sachverhalts z.B. nach Verkehrsunfällen etc.

Auch der Bereich Finanzwesen hat sich im Laufe der EDV-Entwicklung gravierend verändert. Zum Aufgabengebiet der Rechtsanwaltsfachangestellten gehören die Buchhaltung - Belegverwaltung, Zahlungsverkehr, Monats- und Jahresabschlüsse - für die Kanzlei aber auch für die Fremdgelder, die von ihr verwaltet werden können.

Das konkrete Aufgabengebiet einer Rechtsanwaltsfachangestellten hängt in starkem Maße von der Größe und dem Tätigkeitsfeld der Kanzlei ab. In kleineren Kanzleien ist die Tätigkeit der Mitarbeiterinnen abwechslungsreich und erstreckt sich auf das gesamte Aufgabenfeld. Die Aufstiegsmöglichkeiten sind hier allerdings beschränkt. In größeren Kanzleien besteht die Möglichkeit zur Spezialisierung auf bestimmte Aufgabengebiete. Die innerbetrieblichen Aufstiegsmöglichkeiten sind größer.

Assistentin des Rechtsanwalts

Durch die Arbeit der Rechtsanwaltsfachangestellten wird der Anwalt in die Lage versetzt, sich auf seine eigentliche Arbeit und Aufgabe als Rechtsberater, Rechtsvertreter und Betreuer der Beteiligten zu konzentrieren. Im Mittelpunkt seiner Arbeit und somit auch der Kanzlei stehen unverrückbar die Mandanten.

Der Rechtsanwalt muss sich auf die Sorgfalt und Korrektheit seiner Mitarbeiter vollständig verlassen können. Jede Akte einer Kanzlei wird auch von den Mitarbeitern mitbearbeitet. Diese Akten müssen sorgfältig angelegt, geführt, abgeschlossen und später abgelegt werden. Vertraulichkeit ist dabei absolute Voraussetzung. Das Eintragen fehlerhafter Termine kann zu Schadenersatzansprüchen gegen den Anwalt führen.

Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten

Die Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten - geregelt in der ReNoPatAusbildungsverordnung - dauert drei Jahre, wobei unter bestimmten Voraussetzungen die Prüfung vorgezogen werden kann. Im Verlauf der Ausbildung gewinnen die Auszubildenden zunehmend die Fähigkeit, selbständig unter Berücksichtigung der kanzleiinternen Anweisungen als auch der einschlägigen Rechtsvorschriften zu arbeiten. Die zukünftige Rechtsanwaltsfachangestellte sollte logisch denken können, verantwortungsbereit sein, Organisationstalent haben, Freude am Umgang mit den Mandanten mitbringen und flexibel sein.

Die Attraktivität des Ausbildungsberufes hat an der nicht selten geringen Bezahlung der Auszubildenden gelitten. Trotz der Situation auf dem Arbeitsmarkt ist die Bewerbungsquote - männlichen Nachwuchs gibt es kaum noch - für diese Ausbildungsstellen zurückgegangen. Die Vergütungen liegen - es gibt starke regionale Unterschiede - zwischen 650 DM und 1.200 DM. Dem begegnen die regionalen Rechtsanwaltskammern inzwischen dadurch, dass sie ihre Empfehlungen für die Mindestvergütungen an die Erhöhung der Lebenskosten anpassen und darauf achten, dass die Verdienstmöglichkeiten denen vergleichbarer Ausbildungsberufe entsprechen. Gelehrt werden u.a.: die Stellung des Rechtsanwalts, Büropraxis und -kommunikation, Aufgaben und Aufbau der Rechtspflege, fallbezogene Rechtsanwendungen im Bürgerlichen Recht, im Handelsrecht, im Arbeits- und Sozialrecht, im Zivil-, Straf- und Bußgeldverfahren sowie im Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit, die Mitarbeit im gerichtlichen Mahnverfahren, die Bearbeitung von Zwangsvollstreckungs- und Konkursangelegenheiten, das Erstellen von Vergütungsrechnungen, die Grundlagen besonderer Gerichtszweige.

In verschiedenen Bundesländern sind einige Rechtsanwälte auch zu Notaren bestellt. In der Vergangenheit hat es sich bewährt, den Beruf der Rechtsanwaltsfachangestellten mit dem der Notarfachangestellten zu verbinden.

Weiterbildung der Rechtsanwaltsfachangestellten

Das moderne Management, ohne das sich ein Büro wegen der wachsenden Zahl der Konkurrenten am Markt nicht mehr durchsetzen können wird, ist in die Kanzleien eingezogen. Total Quality Management (TQM), also die Qualitätskontrolle, ist das Schlagwort, das immer häufiger genannt wird. Gerade das TQM bietet viel für den Beruf der Fachangestellten - die Weiterqualifizierung zum Bürovorsteher.

Bürovorsteher sind nicht nur enge Gesprächspartner und Berater der Rechtsanwälte in fachlichen Fragen und ihre rechte Hand, sie leisten auch Organisationsarbeiten nach innen und außen. Fast alle der 28 Rechtsanwaltskammern im Bundesgebiet bieten  Fortbildungskurse an. Damit wird den Rechtsanwaltsfachangestellten die Möglichkeit eingeräumt, hohe Qualitätsnormen zu erreichen.

Ausblick

In den neuen Bundesländern hat die Zahl der Anwälte überproportional zugenommen. Der Nachholbedarf an gut ausgebildeten und fachkundigen Kanzleimitarbeitern ist dort immens.

Da sich das Rechtssystem der Bundesrepublik Deutschland in ständiger Anpassung und somit Veränderung befindet - z.B. durch die Umsetzung von EU-Richtlinien, den Ausbau des Umweltschutzes, die Berücksichtigung der Verbraucherinteressen - ist der Bürger oft überfordert und auf die Hilfe und den Rat des Rechtsanwalts angewiesen. Der Beruf der Rechtsanwaltsfachangestellten ist zukunftsträchtig und als krisensicher zu bezeichnen. Beschäftigungsmöglichkeiten sind immer vorhanden. Spracherkennende und speziell auf die Bedürfnisse einer Rechtsanwaltskanzlei zugeschnittene Computersysteme werden in absehbarer Zeit in die Büros drängen. Der reine Schreibarbeitsplatz wird dadurch mehr und mehr aussterben. Dennoch wird ein Anwalt nie auf die qualifizierte Hilfe seiner Fachangestellten verzichten können, zu umfangreich ist - wie beschrieben - das Beschäftigungsfeld; denn auch nach dem direkt in den PC gesprochenen Diktat sind Arbeiten mit diesem Schreiben auszuführen; Korrigieren, Ausdrucken, Kuvertieren, Ablegen etc.